Dienstag, 18. September 2012

Berlin Festival 2012 - Last night an espresso saved my life















Ohne den hätte ich wohl am Samstag sonst nicht mehr in den Club X-Berg geschafft und das Highlight des Festivals verpasst – aber alles der Reihe nach.
Bis zwei Tagen vorm Festival war Abrackern auf der IFA angesagt – dabei stand ich leider permanent im Durchzug, was zur Folge hatte, dass ich schon nach 3 Tagen komische Halsschmerzen und Verspannungen hatte, die sich nach und nach auf meinen ganzen Körper ausbreiteten. Sonntags nach dem Bergfest dachte ich, ich wäre über den Berg -haha- aber nein, das schlimmste stand mir noch bevor. Während mit jedem Tag der Drang größer wurde, mich krankzumelden, wuchs auch mein Wunsch, das ganze durchzustehen und natürlich hatte ich auch die Moneten vor Augen (die ich ja dann für London dringend brauchen werde). Mit selbigen schienen sich aber die Minuten bis zum erlösenden Feierabend wie eine klebrige Masse immer mehr auszudehnen. Schließlich und endlich war es dann doch so weit und nachdem ich die 15 Minuten von der Messe heimgeradelt war, fiel ich erschöpft in mein Bett, wo ich trotz Traumwetter auch den ganzen Donnerstag verbrachte – von Festivalfieber konnte da noch keine Rede sein.
Freitags schaffte ich es immerhin schon morgens aufzustehen und nachdem Martin und Phine (mein Besuch aus Leipzig) ihre Sachen abgeladen hatten, machten wir uns gleich auf zum Tempelhof, um dort 14 Uhr das furiose Brandt Brauer Frick Ensemble zu sehen. Leider hatten wir unsere Rechnung ohne die 5(!) Einlasskontrollen gemacht; die Einweiser in Kapitänsuniformen waren zwar nett anzuschauen, jedoch brachte uns das aber auch nicht schneller aufs Festival. So schafften wir es dann erst zu Of Monsters and Men, wo ich gleich noch ein paar Bekannte aus Dresden traf. Der Nachmittag plätscherte dann so vor sich hin, von Clock Opera sahen wir ein Stück, Friends und Little Dragon waren ganz nett und bei We have band ging es zum ersten Mal ein bisschen mehr ab. Leider hatte mich da schon die Energie verlassen und ich konnte nach 1,2 Minuten herumpogen nur noch am Rand Platz nehmen. Als nächstes war dann Grimes dran, unser erster Act im Hangar 4, der leider dieses Jahr unter einem unglückseligen Soundstern stand. Der Bass hat einen nur so weggefegt, bis auf „Genesis“ war leider aus dem Soundbrei nicht viel Melodie herauszuhören – schade bei einem so guten Act, allerdings saß ich mal wieder am Rand, wodurch die Akustik eventuell etwas beeinträchtigt wurde.
Als nächstes ging es zum langersehnten Auftritt von Sigur Rós, den ich getrost als mein erstes Festival-Highlight bezeichnen kann. Mit durch E-Gitarre und -Geige verstärktem Sound wurde die ruhige und besinnliche Musik der isländischen Band durchaus festivaltauglich – es wäre wohl sonst auch schwer gewesen, zu den Tausenden Fans durchzudringen. Direkt vor der Bühne war es schon fast zu viel des Guten, die Basswelle hat uns fast niedergedrückt, aber für eine solche Ausnahmeband konnte man das schonmal verkraften, immerhin bespielen sie nur alle Jubeljahre mal deutschen Boden.
Diese Tatsache, dass mir endlich der Wunsch erfüllt wurde sie live zu sehen und die melancholische und sphärische Musik trieb mir sogar zum ersten Mal die Tränen in die Augen – es war wirklich zum Weinen schön. Sogar die Tatsache, dass ich im selben Moment Nicolas Jaar verpasste, war mir in diesem Moment egal – anschließend ging es kurz zu Major Lazer, dann nahm ich noch ein paar alte The Killers-Songs mit, die fast schon als Kindheitserinnerung taugen („All the things that I´ve done“ und „Read my mind“, noch dazu das Alphaville-Cover „Forever young“).
Halb 12 trafen wir uns dann beim Shuttlebus, um auch ja nicht Metronomy zu verpassen, die 0.30 im Club X-Berg spielen sollten.. immerhin hatte ich meiner ehemaligen Mitbewohnerin versprochen, sie in Madrid anzurufen, wenn sie unseren Urlaubssong „The bay“ spielten – und etwas mehr als eine Stunde später war es dann auch soweit! Während das Publikum mitgrölte „It feels so good in the baaayyy“ und ich mein Handy in die Höhe hielt, um den Sound einzufangen, liefen mir tatsächlich schon wieder die Tränen die Wangen hinunter – es war aber auch ein emotionales Konzert. Und als wenn ich´s geahnt hätte, verkündete Frontmann Joseph Mount, dass dies nun erst einmal ihr letztes Konzert nach 2jährigem Touren wäre und sie nicht wüssten, wann sie das nächste Mal gemeinsam eine Bühne betreten würden. Nach dieser Ansage wurde natürlich noch exzessiver getanzt – zu „The Look“, „Heartbreaker“, „On the motorway“ und auch meinen heimlichen Favoriten „Everything goes my way“ haben sie gespielt. Nach 10 Stunden Konzerten und Tanzen waren wir dann allerdings auch erledigt und sehnten uns nur noch nach dem heimischen Bett bzw. Schlafsack.
Nach 7 Stunden Schlaf waren wir zwar nicht wirklich ausgeruht, aber draußen drangen wirklich einige Sonnenstrahlen durch das Wolkendickicht – das war doch Motivation genug, um aufzustehen, auch wenn ich mich nicht wirklich dafür begeistern konnte, extra 15 Uhr zum Festival zu fahren, um Cro zu sehen. Prompt öffneten sich in diesem Moment die Wolken und verschoben unsere Aufbruchpläne um 2 Stunden – Zeit für ein Nickerchen, das wir im Nachhinein gesehen wohl dringend nötig hatten.
Frisch gestärkt ging es dann zu I heart sharks, von denen wir leider nur 25 Minuten sahen – davon aber auch die diesjährige Berlin-Festival-Hymne „Neuzeit“. Danach blieben wir gleich im Hangar, um uns die überragenden Whomadewho anzuschauen – ich hatte sie ja schon letztes Jahr beim Sonntags Click Clack in Dresden gesehen, die Performance ist echt erste Sahne und natürlich spielten sie auch meinen Lieblingssong „Below the cherry moon“.
Danach ging es gleich fröhlich weiter mit den Friendly Fires, diese lieferten wie immer eine energetische Show ab und spielten alle Hits von „Jump in the pool“ bis zu „Paris“ zu „Hawaiian Air“ und rissen sowohl Indie- als auch Discofans mit.
Danach bestellte ich mir den schon oben erwähnten abendrettenden Espresso, ohne den wohl schon nach Flughafen Tempelhof an dem Abend für mich Schluss gewesen wäre. Frisch gestärkt ging es dann rüber zum anderen Hangar, wo gerade Marsimoto rappte. Nach 2-3 Songs und einem kurzen Aufenthalt bei Franz Ferdinand nahm ich noch die letzte halbe Stunde von Iamamiwhoami mit, von denen ich gerne noch mehr gesehen hätte und deren Sängerin Jonna eine ganz besondere Atmosphäre schaffte. Danach waren auch endlich SBTRKT dran, die live auch nicht schlecht waren – leider ging bei den Songs mit den Gastvocals wie bei einigen anderen Künstlern ab und zu der Sound unter, eine gute Show war es aber trotzdem.
Nach SBTRKT ging es endlich, endlich wieder gen Club X-Berg, wo ich mich erstmal neben dem Merchstand von Modeselektor ausruhte. Mostly Robot vorne boten zwar eine ganz coole Show, haben mich aber soundmäßig nicht ganz überzeugt. Als die anderen vom Dönerstand zurück waren, machten wir uns so langsam auf den Weg nach vorn, um dann bei Totally enormous extinct dinosaurs in der ersten Reihe zu stehen, damit ich meinen aus England importierten Federschmuck nicht umsonst mitgebracht hatte. Gesagt, getan und schon standen wir vorne. Modeselektor gingen wie immer ab wie Schmitz´ Katze und die Menge tanzte sich zu „Black Block“, „Berlin“ oder „Evil twin“ in Ekstase.
Danach waren wir schon ziemlich fertig, doch stand uns ja noch das Highlight des Festivals bevor und sobald Orlando von TEED zum ersten Mal die Bühne zum Soundcheck betrat, wurde die Menge von einem neuen Begeisterungssturm erfasst. Leider zog sich selbiger in die Länge, wodurch die Show dann erst mit 20 Minuten Verspätung anfing. Angefangen mit „Panpipes“ über „Waulking song“, „Your love“, „Garden“ (wozu Luisa von Lulu & the Lampshades auf die Bühne kam), „Tapes & money“ und zum Schluss „Household Goods“ - trotz einiger technischer Probleme war der Auftritt mein absolutes Highlight des Berlin Festivals. Nicht nur die Lichtshow, auch die Tänzerinnen im Dino-Kostüm und die (leider nur einmal zum Einsatz kommenden) Konfettikanonen boten ein Fest der Sinne für Augen und Ohren. Da konnten selbst Simian Mobile Disco, die danach spielten, nicht mithalten – diese spielten zwar auch ein cooles Set, kamen aber nicht an den Auftritt vor 3 Jahren in der Maria heran. Immerhin hatten wir zum Ende des Festivals 19 Künstler in 2 Tagen bzw. 22 Stunden gesehen und nicht eine Minute davon bereut. Wenn das Berlin Festival sich noch weiter steigert und 2013 noch besser wird als dieses Jahr, freue ich mich jetzt schon auf den 6. September 2013!

Die Berlin Festival-Songs 2012:

Metronomy – The bay
Modeselektor ft. Miss Platnum – Berlin
Sigur Rós - Hoppípolla
I heart sharks – Neuzeit
Whomadewho – Below the cherry moon
Grimes - Genesis
Friends – I´m his girl
TEED – Tapes & money
SBTRKT – Pharaohs
Simian Mobile Disco - Seraphim
The Killers – Read my mind

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